GELEBTER INKLUSIONSGEDANKE IM NLZ

Im Rahmen des jährlichen stattfindenden sensibilisierenden Workshops zum Themenkomplex Diversität und Antidiskriminierung kamen in Norderstedt jüngst die HSV-Nachwuchsfußballer sowie die Rollstuhlbasketball-Profis der BG Baskets Hamburg zusammen.

Als sie das gemeinsame Mittagessen in der Sporthalle auf der Paul Hauenschild Sportanlage einnahmen, war den Nachwuchsfußballern des HSV die anstrengende Einheit am Vormittag durchaus anzumerken. Erschöpft, aber glücklich ließen sie sich auf die Matten und Sitzbänke in der Halle fallen. „Das hat richtig viel Spaß gemacht, war aber gar nicht so einfach“, konstatierte U15-Spieler Jannick Schwarz. „Wir sind es beim Fußball ja gewöhnt, all unsere Kraft aus den Beinen zu holen. Das geht im Rollstuhl natürlich nicht. Insofern ein spannender Einblick, wie wichtig der Oberkörper für Rollstuhlbasketballer ist.“

Zuvor hatte der 14-Jährige gemeinsam mit seinem Team den Vormittag in einem zweigeteilten Workshop verbracht. Alle Altersklassen der Jahrgänge U12 bis U15 absolvierten einen Theorieteil, in dem der Fokus auf der Alltagsnutzung von Rollstühlen lag, und eine praktische Einheit in der Halle, bei der die Spieler und Trainer in die Grundzüge des Rollstuhlbasketballs eingeführt wurden. Organisiert und geleitet wurden die Kursblöcke von den Verantwortlichen und Spielern der BG Baskets Hamburg, die den HSV in der 1. Rollstuhlbasketball Bundesliga (RBBL) vertreten und auch international im Rahmen des IWBF EuroCups an den Start gehen.

Inken Pfeiffer, Koordinatorin für Inklusion und Integration beim HSV, gab den Spielern dabei vielfältige Einblicke in die unterschiedlichen Herausforderungen von Rollstuhlfahrern im Alltag sowie konkret im Basketball. Wie können Menschen mit Beeinträchtigung in alltäglichen Situationen unterstützt werden? Wie leben Profi-Rollstuhlbasketballer? Können sie von der Ausübung ihrer Sportart finanziell leben? Diese und viele mehr Fragen bekamen die interessierten Nachwuchsspieler in der Fragerunde beantwortet, ehe es schließlich ganz konkret wurde. In der Sporthalle hatte BG-Baskets-Profi Paul Jachmich bereits die Rollstühle positioniert, denn für die Teams sollte es schließlich auch auf dem Feld greifbar werden: Wie nehme ich einen auf den am Boden liegenden Ball im Rollstuhl am besten auf? Welche Regeln gelten auf dem Feld? Nach einer kurzen Einführung in die grundlegende Organisation des Spiels hieß es dann: Ab auf’s Spielfeld, das soeben gelernte praktisch umsetzen. Und das ist gar nicht so einfach, merkten die Nachwuchsfußballer schnell. „Die größten Herausforderungen waren für mich die Schnelligkeit und das Werfen aus der Sitzposition heraus“, sagte U15-Spieler Marko Hadnajev im Anschluss. „Aber es hat großen Spaß gemacht. Jetzt wollen wir uns auch mal ein Profispiel ansehen!“

Damit war das Ziel des Tages, Spielern einen Zugang zum Thema Inklusion zu geben, erreicht, bilanzierte Paul Jachmich im Nachgang: „Wir haben in jeder Woche mindestens einen Projekttag, bei dem wir in Schulen oder FSJler-Gruppen einen Einstieg in das Thema liefern. Es geht einfach darum, Kinder und Jugendliche früh für die Thematik zu sensibilisieren und einen guten Umgang miteinander zu finden. Dabei stellen wir immer wieder fest: Wenn man mit einer Sportgruppe arbeitet, ist der Zugang recht einfach. Man sieht, wie sehr Sport verbindet. Lediglich der Umgang mit dem Rollstuhl war neu, aber die Bereitschaft von jungen Spielern auch heute enorm. “

Auch Sebastian Ermuth, der den Workshoptag seitens des Nachwuchsleistungszentrums organisiert hat, zog ein positives Fazit: „Es war für uns besonders schön zu sehen, dass der Sport im Fokus stand. Nicht das Handicap ist das Entscheidende, sondern die gemeinsame Liebe zum Sport. Diese Anerkennung für das Rollstuhlbasketballteam war sehr groß.“
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Foto: Michael Schwarz